4. Die Elbe von Glückstadt bis in das Wattenmeer

Der Radarturm auf der Rhinplate vor Glückstadt
Die Radarketten sind Grundlage des modernen Vessel Traffic Service (VTS). Ein VTS wird auf See betrieben und ist mit der Flugsicherung vergleichbar. Ein wichtiges Teilsystem des VTS ist die Erkennung, die über die genauen Daten eines Schiffes informiert. So können die großen Containerschiffe von der Nautischen Zentrale in Hamburg in den Hafen geführt werden und wieder zurück in die Nordsee.

Der Fährhafen in Glückstadt: Die Fähren stellen-nach den Elbbrücken–die einzige Verbindung von Schleswig-Holstein nach Niedersachsen her
Ein Lkw müsste 2 bis 3 Stunden fahren, um über Hamburg das andere Elbufer zu erreichen–und natürlich noch einmal zurück. Die Fähren verkehren auch im Winter ab 5 Uhr morgens bis 24 Uhr in der Nacht, 4 Fähren können 500 PKW befördern und stellen im Minimum einen 30-minütigen Takt der Abfahrten her.

Der Fährhafen auf niedersächsischem Gebiet liegt an der inmitten der großen Kehdinger Marsch an der Wischhafener Süderelbe
Die Fährverbindung ist wegen des hohen Verkehrsaufkommens von Bedeutung. Langfristig soll sie durch eine feste Elbquerung der geplanten Bundesautobahn 20 mit einem rund sechs Kilometer langen Tunnel ersetzt werden. Die Baukosten diese Tunnels gehen allerdings in den Milliardenbereich.

In der Wilstermarsch siedelten niederländische Immigranten und Hunderte von Entwässerungsmühlen entlang zahlreicher Kanäle entwässerten das ohnehin schon niedrig gelegene Land
Die über Jahrhunderte hinweg betriebene Trockenlegung führte jedoch zu dramatischen Tiefstlagen. So entstand hier bei Neuendorf-Sachsenbande die mit 3,54 Metern unter NN die tiefste begehbare Stelle Deutschlands.

Die überschwemmungsgefährdeten Marschgebiete an der Elbe: Bei einem Meerwasseranstieg von 5 Metern erreicht der Fluss die hellblauen und bei 10 Metern im dunkelblauen Bereiche
Die braun gefärbten Bereiche auf beiden Seiten des Elbtals sind Geestkanten. Zwischen Stade und Cuxhaven kann man nur einzelne Geestinseln erkennen, das Gebiet ist deshalb heute bei einer Sturmflut auf höchste gefährdet. Die bei Cuxhaven in den Elbtrichter hineindrückende Flut trifft das Glameyer Stack, das im Zentrum des auf Prallufer liegt. (nach GEO special Nr. 2/82).

Von Mündung der Elbe in die Nordsee bei Cuxhaven bis nach Glückstadt kennt die Elbe nur noch zwei langgestreckte Flusskehren
Die Flutwelle trifft zunächst kurz hinter Cuxhaven auf das südliche Ufer Niedersachsens. Die Stadt erkennt man in 20 Kilometer Entfernung nur noch als weißen Streifen an der langen Küstenlinie. Links ist das dunkle Fahrwasser zu erkennen und am rechten Ufer das Flache Watt Schleswig-Holsteins.

In einer zweiten Flusskehre wird der Tidestrom vom südlichen Ufer Niedersachsens auf zurückgeworfen und läuft nun entlang des Prallufers Schleswig-Holsteins bis nach Glückstadt
Am 20 Kilometer schmalen Schleswig-Holsteins befindet sich das weithin sichtbare Kernkraftwerk Brokdorf, der Nord—Ostsee Kanal mit Brunsbüttel seinen Chemieanlagen, Hafenflächen und dem Kernkraftwerk.

Der Tidestrom erhöht an in der ersten Flutstromphase bei den Landungsbrücken 1,5 m pro Stunde
In Richtung Hamburg verläuft das Verhältnis Ebbe-Flut zunehmend asynchron, nur zwei Stunden läuft das Wasser auf, und mehrere Stunden dauert die Ebbephase. Wer bei den Landungsbrücken steht, hat bei auflaufendem Wasser das Gefühl, dass die Elbe „rückwärts“ fließt.

Das sogenannte Tidal pumping zwingt den Hafen zur „Kreislaufbaggerei“
Die mächtige kurze Flutstromphase transportiert viel Sedimentmasse in den Hafen, die nachfolgende lange Ebbestromphase nur zur Hälfte zurück transportieren kann.

Die langgestreckte Küstenlinie Nordkehdingens liegt am Gleitufer des Tidestroms und erstreckt sich über etwa 60 Flusskilometer bis zur Mündung der Oste
Das weiträumiges, zusammenhängendes Vorland und die weiten Schlickbereiche am Brackwasser der Unterelbe sind auf dem Foto gut zu erkennen. Das von Gezeiten beeinflusste Marschland ist breit und die Heimat vieler Naturschutzgebiete.

Am Gleitufer und in den breiten Schlicklandschaften wirken die Fähren verschwindend klein
Der Fährhafen kann entlang des Priels der Wischhafener Süderelbe bei Ebbe eben noch den Betrieb des Fährverkehrs nach Glückstadt aufrecht halten

Blick von der Elbfähre auf die Küstenlinie der Insel Krautsand mit Auenwäldern und einem breiten Schilfgürtel
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Das Naturschutzgebiet Allwördener Außendeich/Brammer Sand, ein Flachwasserbereich, auf der sich viele Robben wohlfühlen
Wenige Kilometer vom Fährhafen Wischafen entfernt liegt das Städtchen Freiburg/Elbe, der Verwaltungssitz der Samtgemeinde Nordkehdingens mit immerhin 1700 Einwohnern (ohne Robben). Hier liegt Naturschutzgebiet Allwördener Außendeich/Brammer Sand

Ein Blick zurück auf den Radarturm auf der Rhinplate vor Glückstadt
Die Elbe, weitet sich bereits bei Stade auf 2 km Breite aus, bis Glückstadt auf 3 km und öffnet sich bei Cuxhaven schließlich auf 18 km

An der Mündung der Oste erscheint das 15.000 TEU Schiff der Reederei Maersk im breiten Fluss wie ein Märklin- Schiff
An der für Tideflüsse typischen Trichtermündung wird das Oste–Sperrwerk die wird bei Flut regelmäßig geschlossen, es ist ein Tide-Sperrwerk. Ein Sturmflutsperrwerk dagegen wird nur bei Sturmfluten geschlossen und bei normalen Tiden kann das Hinterland am Tidegeschehen teilnehmen.

In der Trichtermündung öffnet sich Elbe auf eine Breite von fast 18 Kilometern Die Flut trifft entlang des Prallhanges Niedersachsens 2 Stunden früher ein –im Vergleich zur Küstenlinie Schleswig—Holsteins
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Im Jahr 2011 durchfuhren den Kanal 33.500 Schiffe Nord– Ostsee Kanal bei Brunsbüttel
Die gesamte transportierte Gütermenge stieg im Vergleich zum Vorjahr um 17 %, nicht jedoch im gleichen Umfang die Anzahl der Schiffe. Unternehmen der maritimen Wirtschaft bemängeln den maroden Zustand der Schleusen. Nach Mitteilung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes waren 2013 sowohl die Zahl der Schiffspassagen als auch die Tonnage rückläufig. 2020 werde das erste Schiff die 360 Meter lange Schleuse passieren können. Auch eine Begradigung und Verbreiterung der Oststrecke des Kanals soll dann abgeschlossen sein.

Hafenanlagen bei Brunsbüttel
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Auf dem Weg nach Cuxhaven: Ein kleiner Hafen an Schleuse Döschers Trift
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Im Hafen „Alte Liebe“ liegt das traditionsreiche Feuerschiff Elbe 1, des freie Fahrt auf der Außenelbe signalisierte
Schon 1733 wurde in Cuxhaven ein Schiffsanleger errichtet. Man belud drei ausgediente Schiffe mit Steinen und versenkte sie als Kaimauer vor dem Hafenpriel. Vermutlich leitete sich der Name „Alte Liebe“ - der noch heute gebräuchliche Name dieses Hafens -vom Namen des größten versenkten Schiffes Olivia ab, norddeutsch: „Ol’ Liev“.

Die Kugelbake markiert das Landende in Niedersachsen
Für die Schifffahrt in der stark befahrenen und an Strömungen reichen Deutschen Bucht dient seit mehr als 300 Jahren die etwa 30 Meter hohe Kugelbake in Cuxhaven als Peilpunkt und Orientierungshilfe. Geografisch endet an der Bake das Bundesland Niedersachsen und die hier bei ihrer Mündung 18 Kilometer breite Elbe.

Der von der Kugelbake ausgehende Leitdamm schützt die Fahrrinne vor dem Neuwerker Watt
Im Vordergrund befindet sich die Fahrrinne, hier fahren große Containerschiffe mit einem Tiefgang von 15 Metern. Links der Fahrrinne erstreckt sich das riesige Watt, auf dem man zu Fuß die Insel Neuwerk erreichen kann. Auch fahren hier die allseits bekannten Pferdewagen, die die betagteren Besucher auf die Insel fahren.

Auf Insel Neuwerk weht die Hamburger Staatsflagge
Viele Jahrhunderte gehörte Cuxhaven zu Hamburg und Senatoren gründeten die Stadt und bauten hier mühselig den Badebetrieb auf. im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes von 1937 hatte Hamburg seine Cuxhavener Territorien aufzugeben, darunter Neuwerk und Scharhörn. Es erhielt dafür auf Altona und Wilhelmsburg. Erst der 1969 geschlossene Staatsvertrag zwischen Hamburg und Niedersachsen brachte die beiden Inseln wieder in den Besitz Hamburgs.

Der Leuchtturm auf Neuwerk das älteste erhaltene Profanbauwerk nicht nur Hamburgs, sondern der gesamten deutschen Küste
Auf Neuwerk wurde im Jahre 1299 ein 35 Meter hoher normannischer Turm als Seezeichen errichtet, dessen Ausgestaltung gegen Seeräuber vorgesehen war. Nach der Errichtung des „Neuen Werks“, des Turms von Neuwerk, sollte die Schifffahrt nun mit für den Bau und Unterhalt des Bauwerks herangezogen werden: Die Entrichtung eines „Werkzolls“ wurde eingeführt.

Landende in Schleswig-Holsteins bei Friedrichskoog
Am nördlichen Ufer der Elbmündung liegt die kleine Gemeinde Friedrichskoog. Ihr ursprünglicher Name lautete Frederik VII.-Koog. Kein Friedrich aus Preußen ist hier Namensgeber, sondern der Dänenkönig, Friedrich VII. Vom Friedrichskoog wollte die Dänen eine Verbindung zur Insel Trischen geschaffen werden. Ein unfertiges Stück Trischendamm ist heute Gott sei Dank das Landende des östlichen Elbufers geblieben.

Vierzehn Kilometer nordwestlich von Friedrichskoog liegt die Insel Trischen
Die unbewohnte Insel Trischen ist für Hunderttausende von Vögeln ein besonders wichtiger Brut- und Rastplatz. Insbesondere Alpenstrandläufer, Brandenten, Brandgänse und Knuts, aber auch Sanderlinge und Kiebitz– Regenpfeifer sind hier in großer Zahl anzutreffen. Die Flussseeschwalbe stellt mit etwa 9.500 Tieren die größte Brutvogelgruppe der Insel dar. Bundesweit gilt die Insel als eines der wichtigsten deutschen Vogelschutzgebiete.

Der Westwind hat–wie die Insel Trischen-viele vorgelagerte kleinere Insel zu Sicheln geformt
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Friedrichskoog verfügte lange Zeit über die meisten registrierten Krabbenkutter an der Nordseeküste
Während Friedrichskoog ursprünglich von eigener Landwirtschaft lebte, gewann zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Fischerei an Bedeutung hinzu. Anders als in den Häfen Büsum oder Husum hat der zunehmend versandete hiesige Fischereihafen heute keinen Stellenwert mehr.

Die Elbe im Wattenmeer
In der Deutschen Bucht mit ihren starken Strömungen bringt eine Vielzahl schnell entstehender Veränderungen der Küstenwelt mit sich, so gibt es hier neben dem Watt etwa Quicksand, Treibsand oder auch Mahlsand. Die lockere Konsistenz dieses stark mit Wasser durchsetzten Sandbodens hat kaum Tragfähigkeit lässt auflaufende Schiffe tatsächlich einsinken. Eine gekenterte englische Viermastbark soll hier in kurzer Zeit verschwunden sein.

Die schöne Eider mündet hier in die Deutsche Bucht
Der Fluss verpasst leider die Elbe, er mündet in die Deutsche Bucht. Ich bringe das Bild trotzdem, weil ich mir die Elbe mir so—oder ähnlich–vor der Eindeichung vorstellen kann.