2. Der kleine Fluss entlang der mittelalterlichen Städte im Böhmischen Becken

Die Bezeichnungen Königsstadt war im Mittelalter in ein Privileg böhmischer Städte. Ihr Besitz war unveräußerlich und durfte von den Herrschern nicht verpfändet werden
Hradec Králové (Königgrätz) wurde 1225 Königsstadt. Die Bürger waren frei und durch ein Rechtssystem geschützt. Viele Königsstädte an der Elbe zeigen ihr damaliges Reichtum in den historischen Stadtzentren.

Die mittelalterliche Königsstadt Hradec Královés (Königgrätz) entwickelte sich auf einem hohen Felssporn und war vor dem Hochwasser von Elbe und Orlice gut geschützt.
Das 14. Jahrhundert war die Zeit des Aufblühens der Stadtwirtschaft und des Stadtbürgertums in Europa. Die Städte im Tiefland der böhmischen Elbe hatten viele Vorteile. Es gab fruchtbaren Boden, Holz aus dem Riesengebirge, Bodenschätze, sowie den Fluss als günstigen Transportweg.

Die barocken Laubengänge am Marktplatz am Marktplatz Hradec Královés gehen auf Vorbilder der Städte Brixen und Bozen zurück.
Die Stadt lag an einer bedeutenden mittelalterlichen Handelsstraße, die von Italien über die Alpen, durch Böhmen zur Niederlausitz führte. Von hier aus erreichte man über die Oder den Ostseeraum.

Alles Wasser der umliegenden Gebirgszüge des Böhmischen Beckens wird in den Nebenflüssen gesammelt und der Elbe zugeführt
Der Böhmerwald, das Erzgebirge, die Sudeten, insbesondere das Riesengebirge, erheben sich an der nördlichen und nordöstlichen Grenze Böhmens, bilden einen Landschaftskessel, der mit einer Fläche von etwa 50.000 km² in etwa so groß ist wie Dänemark.

Die Orlice (der Adler) ist der erste große Fluss, der die Elbe erreicht, er transportiert 21,3 m3 Wasser pro Sekunde das Mündungsgebiet. Unser Fluss erhöht seine Wassermenge deshalb fast um das Doppelte
Der Adler ist einer der am wenigsten verunreinigten Flüsse Tschechiens. Mit seinen alten Mäandern ist er Bestandteil des Naturparks Orlice, dem noch zahlreiche Naturreservate angegliedert sind. Die Orlice liegt heute im Grenzgebiet zwischen Tschechien und Polen und an seine Ufer liegen so bedeutenden Orte wie „Týniště nad Orlicí, Petrovice, Štěnkov, Třebechovice pod Orebem, Nepasice, Blešno und Svinary“.

Auf einer Höhe von 240 Metern über dem Meeresspiegel wird die Elbe am Kraftwerk aufgestaut, das im schönsten Jugendstil das Stadtbild bereichert.
Man denkt also zunächst, „was sollen die vielen Sperrwerke hier?“ Auf den zweiten Blick weiß man: Saubere Erzeugung der Energie wird in Norddeutschland mit „Wäldern“ von Windrädern und mit mehr Landschaftsvernichtung erkauft.

Die Neustadt Hradec Královés erreicht man über die schöne Prager Elbebrücke, die in der Mitte des 19.Jahrhunderts erbaut wurde
Jenseits der Brücke sieht man die Gründerzeitgebäude der Universität. Heute studieren in den sehr modernen Gebäuden der Universität mehr als 8500 Studenten in 27 Studienrichtungen.

Königgrätz ist bekannt, weil Preußen und Österreich dort 1866 eine äußerst blutige und zudem historisch folgenreiche Schlacht schlugen
Preußen strebte eine „kleindeutsche Lösung“ unter seiner eigenen Führung an. Österreich hingegen wollte die Kontrolle über den gesamten deutschen Raum mit einem verkleinerten Landesteil Preußen.

Der Marktpatz Padubices, der Pernstein-Platz mit dem Rathaus und der obligaten Mariensäule in der Mitte des Platzes
Viele bestens restaurierte Renaissance–Häuser sind rund um den Markt und den angrenzenden Straßen zu bewundern.

Das Jonas-Haus (Dům U Jonáše) ist das älteste Gebäude der Stadt, das im Jahr 1515 erbaut wurde, anseiner Front ist die alte biblische Geschichte von Jonas und dem Walfisch abgebildet
Jonas ist umgeben von tosenden Fluten, denn er symbolisiert, dass die alte Stadt häufig vom Frühjahreswasser des Flusses geplagt war.

Das Grüne Tor (Zelená brána), führt von der modernen Neustadt zum historischen Marktplatz
Pardubitz ist mit 100.000 Einwohnern an der mittleren der Elbe bereits eine Großstadt. An der Universität studieren 10.500 Studenten, gut 10% der Einwohner.

Die Chrudimka mündet bei Pardubitz in die Elbe. Bis zu ihrer Mündung ist der Fluss lediglich 450 Höhenmeter hinabgeflossen hat und dabei fünf Sperrwerke überwunden
Wenn an der Mündung der Chrudimka im trägen Fluss Wildwasserfahrt – wie für die Olympiade in Jahr 2016 vorgesehen war und wirklich werden sollte werden sollte, so müssten alle Sperrwerke geöffnet werden damit die Speicherseen leerlaufen können.

Ab Pardubice beginnt die Mittlere Tschechiens, die ab hier als Transportweg ausbebaut und kanalisiert wurde
Die Stadt ist ein Industriezentrum mit chemischer, elektrotechnischer Industrie und des Maschinenbaus, die Elbe wurde deshalb als Transportweg benötigt und ausgebaut. Man war im 19-ten Jahrhundert nicht eben zimperlich im Umgang mit dem Fluss.

Die Elbe beschreibt im böhmischen Becken einen großen Bogen von 180 Grad
Beim Verlassen des Riesengebirges richtet sich der Fluss zunächst nach Süden, als wolle er in die Donau fließen. Er wendet sich bei Pardubice nach Westen, und erreicht schließlich das Elbsandsteingebirge in nördlicher Richtung.

Mit dem Bau eines drei Kilometer langen Kanals wollten Wasserbauer die Elbe ab Pardubice noch im Jahr 2007 schiffbar machen
Am kleinen Kraftwerk in der Nähe Kolins erkennt man sofort, dass Schifffahrt hier unmöglich ist. Zwar könnte die Bahn bis zum Jahr 2020 das Zehnfache der geplanten Gütermenge der Binnenschifffahrt transportieren, aber mit dem Bau der Autobahn hat der LKW den Gütertransport übernommen.

Unterhalb des Kraftwerkes ist die Entwicklung einer Ufervegetation nicht möglich. An den Ufern sind hohe Deiche und Deckwerke zu sehen, und die angrenzenden Auen können nicht mehr überschwemmt werden
Geschützt werden lediglich die flussnahe Landwirtschaft und die industriellen Anlagen.

Die Schleusenanlage an der Koliner Elbbrücke wird weiter betrieben und instandgesetzt, aber kommerzielle Schifffahrt gibt es nicht mehr
Beim Überqueren der Brücke sieht Flusses sieht man Bahnanlagen, die nahezu die doppelte Breite der Elbe erreichen. Die Elbe sieht hier nicht gut aus, aber Nachhaltigkeit war im 19. Jhd. kein Thema für die Planer der Infrastruktur.

Mäander der Elbe im mydlovarsky-luh: Durch die Kanalisierung der Elbe strömt die Elbe in einem erodierten Flussbett, so finden sich die alten Mäander nun jenseits der Elbe
Im flachen böhmischen Tiefland hat der Fluss kaum Gefälle, er suchte bei Hochwasser ständig neue Wege und bildete deshalb große Mäander. Sie sind zwischen Melnik und Kolin jenseits des Flusses häufig zu sehen.

Der historische Karlsplatz im Stadtzentrum Kolins wurde1989 zum städtischen Denkmalreservat erklärt
Neben dem Karlsplatz sind viele Nebenstraßen und die nahe gelegene Bartholomäuskirche aus dem 13. Jahrhundert historisch geschützt. Das erweiterte Kirchenschiff ist von Peter Parler geplant worden, dessen berühmteste Schöpfungen der Veitsdom in Prag und der Dom der heiligen Barbara im 7 Kilometer entfernten Kutná Hora sind.

Kolin wurde durch den böhmischen König Přemysl Otakar II. im Jahr 1261 gegründet
Die bedeutende Königsstadt in Böhmen, war gleichzeitig auch freie Reichsstadt und zeigt stolz den Roland auf dem Dach des Rathauses. Das war kein Widerspruch, denn Böhmen gehörte 1000 Jahre zum Deutschen Reich.

Friedrich II. erlitt bei Kolin seine erste, aber entscheidende Niederlage im Siebenjährigen Krieg (1756–1763).
(Historiengemälde von Richard Knötel ,)). An Fortune fehlte es dem Preußen schon bei Prag, denn hier musste Friedrich II. 20.000 Soldaten zur Belagerung der Stadt abstellen, um die dort eingekesselten Österreicher weiterhin an einem Ausbruch zu hindern.

Kutná Hora (Kuttenberg) war größte Silberbergbau-Region Europas, die für den hier geprägten Prager Groschen berühmt wurde. Der Groschen gehörte zu einer völlig neuen Qualität von Währung, denn sein Materialwert lag unterhalb seines Nennwerts der innovative Konzept des Groschens Finanzfachleute aus Norditalien
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Der Dom der heiligen Barbara in Kutná Hora (Kuttenberg) ist ein Meisterwerk Peter Parlers, der die seltene Kunst beherrschte, „Lebensfreude in Architektur umzuwandeln“
Die Zeit ist in der ehemals zweitgrößten Stadt Böhmens stehen geblieben, und die erhaltene Altstadt gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Karl IV verdiente mit den Prager Groschen einen Großteil der Mittel, um seine Stadt Prag zur bedeutendsten Metropole im Deutschen Reich zu entwickeln.

Das Jesuitenkolleg in Kutná Hora ist im Barockstil errichteten worden. Die Jesuiten kamen unter den Habsburgern zu Macht und Reichtum und ihre barocken Bauten sind in Böhmen häufig anzutreffen
Im Zuge der Hussitenkriege wurde ein großer Teil der Bevölkerung ermordet. Später, 1627 kam es zur Ansiedelung der Jesuiten, die bei der Rekatholisierung Andersgläubiger mit großer Entschiedenheit vorgingen.