1. Das Riesengebirge und die Quelle der Elbe

1.Auf einem leicht geneigten Plateau im Riesengebirge befindet sich auf 1386 Metern über Meereshöhe ein Brunnen, der zur Quelle der Elbe erklärt wird.
Den kleinen Quellbach der hier aus dem Brunnen fließt – kann man noch mit einem Schritt überwinden. Der Ufer-Spagat am sommerlichen Quellbach ist für Hamburger ein seltsames Gefühl, denn er kennt den 20 Kilometer breiten Strom, der bei Cuxhaven in die Nordsee mündet.

In den Brunnen sickern diverse Quellbächlein, jedoch kaum beständig sind, eine richtige Quelle der Elbe sucht man vergeblich
Wenn der Schnee schmilzt kommt das Elbwasser weit oben von den Bergspitzen, und auch bei Regen strömen die vielen kleine Rinnsale aus verschiedenen Richtungen.

Das Quellgebiet liegt in der subalpinen Vegetationsstufe oberhalb der Baumgrenze von 1250 bis 1350 Metern
Diesem Lebensraum kommt im Riesengebirge eine besondere Bedeutung zu. Es handelt sich hierbei um einen Rest der arktischen Tundra, die während der Eiszeiten in Mitteleuropa vorherrschte. Mehrere endemische Arten entwickelten sich unter den speziellen Bedingungen des Riesengebirges anders als in den Alpen oder in der Tundra.

Das ursprünglich wesentlich höhere Granitgebirge des Riesengebirges hat im Verlauf der Saale Eiszeit ihre jetzige Gestalt erhalten
Die Gebirgsformationen sind durch die pure Gewalt der Gletscher vollständig überformt worden. Nur ein Quadratmeter Grundfläche mit den üblichen 3.000 Metern Höhe wiegt gut 2,7 Millionen Kilogramm. Das entspricht in etwa dem Gewicht von 870 Elefanten oder 2.500 PKW.

Einige Meter oberhalb der Elbquelle erreicht man den Hauptkamm des Riesengebirges, und der Blick öffnet sich in die Weite der schlesischen Tiefebene
Im Norden und Osten, auf dem schlesischen Gebirgskamm, blieben die Gletscher lange liegen und verschonten hier die steilen bis 1.000 Meter hohen Granitwände. Nach Süden und Westen wurden die Eisschichten Böhmens wurden häufiger von der Sonne beschienen. Die Gletscher glitten in das Tal hinab, und nivellierten das Gebirge zu einer hügeligen Landschaft.

Die hügelige Landschaft neigt sich nach Süden und Westen und sich bis weit hinein bis in das Böhmische Becken
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Die Flächenausdehnung des Riesengebirges ist weit weniger riesenhaft als der Name vermitteln mag
Die Fläche des Gebirges umfasst lediglich 600 km². Damit ist es deutlich kleiner als die des 2.000 km² großen Harzes oder gar des sich über 4.000 km² erstreckenden Schwarzwaldes.

Die Karpaten aber, dessen westlichster Ausläufer das Riesengebirge ist, können sich in der Flächenausdehnung mit den Alpen messen
Allein die Westkarpaten erstecken sich über das Gebiet der Slowakei und Polens. Die Ostkarpaten schließen sich Polen und der Ukraine an. Die Südkarpaten schließlich bilden in Rumänien den riesigen Karpatenbogen in dessen Mitte Siebenbürgen liegt.

Inmitten Europas herrscht kontinentales Klima und der Schnee bleibt lange liegen, in manchen Jahren türmt er sich sogar mehrere Meter hoch
Im Frühjahr, wenn der Schnee schmilzt entwickelt sich der Gebirgsbach zu schnell ein reißender Strom. In zahlreichen Kaskaden strömt dann das Wasser der Elbe von 1284 Metern Höhe in ein 45 Meter tiefer liegendes Kartal.

Der Gebirgsbach ist hier in einem langen tiefen Kartal zu sehen. Es ist Sommer und die Elbe mäandert als schwaches Rinnsal dahin
Spektakuläre Fotos des Wasserfalls und der Elbe im Kartal stammen aus der Zeit der Schneeschmelze oder während starker Regenfälle im Frühsommer.

Die Elbe transportiert große Brocken Granit zu Tal:
Wie fast alle mitteleuropäischen Mittelgebirge ist auch das Riesengebirge 300 Millionen Jahren entstanden. Später tätige Vulkane förderten riesige Mengen Granits an die Oberfläche. Die Elbe transportiert immer noch tonnenschwere Felsbrocken dieses Gesteins zu Tal.

Die Bílé Labe (Weißwasser) mündet hier in die Elbe. Sie entspringt auf der Schneekoppe, dem höchsten Gipfel des Riesengebirges
Die großen Steinmassen, die beide Flüsse zu Tal fördern, geben einen Eindruck von der Kraft des Wassers während der Schneeschmelze. Bis weit in das Tal hinein wurden deshalb Talsperren errichtet, um die Städte Böhmens vor den Flutwellen zu schützen

Der schöne Gebirgsbach verliert schnell an Höhenmetern und wird im Böhmischen Becken bald zum trägen Fluss
Die Quelle der Elbe auf liegt einer Höhe von 1386 Metern und der Gebirgsbach fällt bis in den nahe gelegenen Skiort Spindlermühle auf bereits eine Höhe von 715 Metern hinab.

Das erste von der Elbe erreichte Städtchen am Fluss ist der Skiort Spindlermühle. Auch ohne die Schneekanonen liegt hier meist von November bis April Schnee
Spindlermühle (Špindlerův Mlýn) gilt als Tschechiens Schickimicki-Skigebiet. Wer etwas gelten will in Tschechien, muss mindestens einmal im Jahr zum Skifahren hierherkommen. Doch der Luftkurort ist jedoch eher beschaulich als glamourös.

Einen Kilometer unterhalb des Städtchens Spindlermühle wird an der Krausebauden-Talsperre die Elbe zum ersten Mal aufgestaut. Im Jahr 1997 hat sich bei Schneeschmelze jedoch so viel Wasser aufgestaut, dass die Talsperre überlief
Der Stausee (tschechisch Labská přehrada) ist heute ein beliebtes touristisches Ziel. Kaum einer weiß, dass die Krausebauden-Talsperre wurde zum Schutz vor möglichen Hochwasserschäden errichtet wurde.

Die hier ursprünglich gewachsenen Laub- und Mischwälder wurden in den niederen Lagen der Elbe bereits im Mittelalter für die Herstellung Böhmischen Glases abgeholzt
Die Glasschmelze erforderte sehr hohe Temperaturen, die man aber nur durch das Verbrennen von Buchenholzkohle erreichte. Heute gehören die Fichtenmonokulturen zum vertrautem Bild am Gebirgsbach.

Die Elbe fließt bereits in der Nähe ihres Quellgebietes viele Höhenmeter hinab und erreicht hier nach 20 Kilometern nur noch eine Höhe von 450 Metern über NN
Der Fluss ist hier also bereits etwa 1.000 Höhenmeter unterhalb ihres Quellgebietes hinab geströmt.

Die Talsperre Königreichwald (Les Království) wurde errichtet, um das Hinterland vor die Energie der Wassermassen schützen
Die Staumauer präsentiert sich im neogotischen Stil, denn in der Zeit des Späthistorismus war alles an Formenvielfalt erlaubt. Der Bau der Talsperre Königreichwald wurde im Jahr 1910 geplant, aber erst nach dem ersten Weltkrieg konnte Talsperre im Jahr 1920 fertiggestellt werden.

Etwa 50 Kilometer stromabwärts ihrer Quelle erreicht die Elbe auf einer Höhe von nur noch 240 Metern über Normal Null durch die Stadt Königgrätz (Hradec Králové)
Der Fluss hat auf den folgenden tausend Kilometern bis zu seiner Mündung in die Nordsee nur noch ein relativ geringes Gefälle zu überwinden.