3. Die Inselwelt von Neßsand bei Blankenese bis zur Rhinplate bei Glückstadt
Der Blick über Elbinsel Neßsand auf die Binneninsel Neßsand
Neßsand ist ein bedeutendes Naturschutzgebiet, das von Hamburg aus verwaltet und betreut wird. Die Elbinsel besteht aus Erdreich der Landzunge Neßhaken, die im Zweiten Weltkrieg vor Finkenwerder abgetragen wurde.
Die große nährstoffreiche Wattfläche „Mühlenberger Loch“ ist ein bedeutendes Vogelschutzgebiet und besonders wichtig als Trittsteinhabitat für Vogelflug entlang der Elbe
-
Die Fahrrinne durch den Priel von Cranz nach Blankenese wurde ursprünglich als Mühlenberger Loch bezeichnet
Die Fährverbindung zur Mündung der Este bei Cranz gilt als Einfalltor der Hamburger in das Alte Land.
Die Marschinsel Hahnöfersand liegt in unmittelbarer Nähe zum „Alten Land
Der Hahnöfersand wird renaturiert ihre Deiche zur Hahnöfer Binnenelbe sind geöffnet worden. Die neu entstandenen die großen Wattflächen rechts und links der Insel sind gut zu erkennen. Durch die schmale Borsteler Binnenelbe ist die Insel von den Kulturfächen des Alten Landes getrennt.
Das Marschhufendörfer sind die Siedlungen in Form des Reihendorfs, jedoch mit Hufen, den streifenförmigen Fluren im Marschland
Sie werden auch Hollerlandschaften genannt, denn so nannte man die Holländer an der Elbe. Alle Arbeiten , wie das Eindeichen und das Ziehen der Entwässerungsgräben fanden nicht nach und nach statt, sondern mussten komplett durchgeführt sein, bevor ein Gebiet besiedelt werden konnte. Die streifenförmigen Fluren wurden von den adeligen Lokatoren späteren Siedlern übertragen.
Die schmale, langgestreckte Insel Neßsand und Hanskalbsand erstreckt sich über 8,5 Kilometer entlang der Fahrrinne
Vor 1945 entstand Neßsand vor Blankenese, und zwischen 1965 und 1970 kam aus Vertiefungen der Elbe weiterer Boden hinzu, der zu einer vereinten Inselwelt führte. Am linken Bildrand ist das Fahrwasser der Elbe zu sehen, und rechts der Insel entstand die ebenfalls 8,5 Kilometer lange naturnahe Hahnöfer Binnenelbe.
Auenwald an der Hahnöfer Binnenelbe
Die Nebenelben haben große Bedeutung der für den Erhalt der Elblandschaft und stehen unter dem Schutz des Natura-2000-Projektes Elbeästuar, eingebunden in einem europaweiten Naturschutzprojekt. Bei bei Haseldorf, entlang des Pagensandes, des Schwarztonnensandes oder entlang der Rhinplate bei Glückstadt sind lange Strecken naturnahe Flusslandschaften abseits der Fahrrinne erhalten.
Die Insel Neßsand/Hanskalbsand und Ihre Front an der Fahrrinne
Durch den Welleschlag der großen Containerschiffe hat sich an der Fahrrinne ein harter Sandstrand gebildet. Das sieht gut aus, entspricht aber nicht der natürlichen Vegetation der Elbe, so fehlen Schlickbereiche und Schilfbestände. Auch fällt der Strand steil in das Fahrwasser ab, und Flachwasserbereiche, die den Tidestrom abfedern sollen, sind hier nicht vorhanden.
Flachwasserbereiche an der Bishorster Nebenelbe
Es ist Ebbe, und ein bei den Hamburgern so beliebter Ewer kann hier trockenfallen. Der Sandstrand auf der Seite der Fahrrinne ist auch bei Ebbe im Vergleich zur Flut kaum breiter, denn das Flachwasser fehlt hier.
Den bedrohlichen Abschluss des schönen Hamburger Elbufers Ufers bildet das mit Steinkohle befeuerte Heizkraftwerk Wedel
Seine 151 Meter hohen Schornsteine sind im weiten Umkreis der schönen Elblandschaft ständig präsent. Wer entlang des Elbwanderweges von Hamburg kommt und nahe gelegene die Willkomm-Höft am Schulauer Fährhaus weiterwandern oder radeln möchte, der muss einen großen Umweg in Kauf nehmen.
Die Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm-Höft am Schulauer Fährhaus
Niederdeutsch bedeuted die Höft eine„Landspitze oder Landzunge“, denn hier befindet sich ein letztes Stück des hohen Elbufers, und wenige Meter elbabwärts beginnt schon die flache Wedeler Marsch. Die Informationen über die einkommenden und seegehenden Schiffe erhält die Schiffsbegrüßungsanlage über den Schiffsmeldedienst, schon lange bevor ein Schiff von See kommend hier eintrifft.
Der Hamburger Yachthafen im Mündungsgebiet der Wedeler Au mit seien 1.950 Liegeplätzen mit Bootstegen von 4,6 Kilometern Länge
Anfang der 60er Jahre befand sich der Hamburger Yachthafen mit rund 400 Liegeplätzen noch auf Waltershof. Nach der Sturmflut 1962 ertranken hier 37 Menschen, die Insel wurde deshalb als Siedlungsgebiet aufgegeben und ist heute Standort eines großen Containerhafens.
Der Strom fließt nun entlang des flachen Marschgebietes der Haseldorfer Marsch, die sich etwa 15 Kilometer entlang der Elbe bis zur Mündung der Pinnau erstreckt
Das Grünland der Haseldorfer Marsch liegt zwar hinter den Deichen, steht aber unter Tideeinfluss, denn das Wehr an der Pinnau wird nur bei Sturmfluten geschlossen, und nicht bei jedem Hochwasser.
Das Flüsschen Wedeler Au, das an der Landesgrenze Hamburgs entspringt und knapp 13 Kilometer quer zur Elbe fließt
Zahlreiche interessante Anlaufpunkte für Naturliebhaber in Hamburg und Schleswig- Holstein sind im Regionalpark Wedeler Au zusammengefasst.
Lühesand gehört zu den kleineren Elbinseln. Sie liegt an der Mündung des von Stade kommenden Flüsschens Lühe
Die Insel bestand zunächst nur aus Schlick, und erst später erhielt sie durch Aufspülungen mit Baggergut ihre heutige Form. Hier steht heute ein 189 hoher Freileitungsmast, und gegenüber Lühesand an der Hetlinger Schanze ist der Mast sogar 227 Meter hoch. Beide Masten bilden die höchste Freileitung Europas.
Havarie des Megaschiffs Indian Ocean vor Lühesand
Die Ruderanlage der Indian Ocean versagte, sie trieb deshalb aus dem Fahrwasser und strandete an der Elbinsel Lühesand. Vergebliche Versuche, das Schiff mit sieben Schleppern zurück ins Fahrwasser zu ziehen führten nicht zum Erfolg. Saugbagger trugen danach etwa 45.000 m³ Sedimente um das Schiff herum ab, es kam schließlich bei Springtide mit Hilfe von nunmehr zwölf Schleppern frei.
Die Hetlinger Binnenelbe am der Spitze des langgestreckten Bishorster Sandes
Bis 1976 war die Hetlinger Binnenelbe ein mächtiger Nebenarm der Elbe, der das Marschgebiet und die nautischen Landschaften zwischen Wedel und der Mündung der Pinnau dominierte. Im Foto sind die großen Schlickbereiche im Mündugsbereich der Binnenelbe zu sehen. Sie befinden sich am Fahrwasser der Elbe auf einem langen Gleitufer auf das der mächtige Tiestrom keine Auswirkung hat.
Ein mächtiger Deich trennt heute die Binnenelbe und schützt bei Hetlingen die gesamte Haseldorfer Marsch
Durch den Deichbruch bei Hetlingen wurde die gesamte Marsch bei einer schweren Sturmflut im Januar 1976 überflutet. Wie durch ein Wunder kam kein Mensch ums Leben, aber etwa 800 Familien blieben über Tage hinweg von der Außenwelt abgeschnitten. Ein hoher Deich ist seit 1976 nun quer über die Binnenelbe errichtet worden.
An der Spitze der Halbinsel Bishorster Sand liegt im Hintergrund die Elbinsel Pagensand
Ursprünglich war Pagensand nur eine kleine Sandbank, die Rahmen der Elbvertiefungen zwischen 1910 und 1999 mit viel Sand und Elbschlick aufgespült wurde. Die Insel vergrößerte sich um das 6-fache und ist heute 5,8 km lang und 520 Hektar groß. Die heutige Naturlandschaft aus Heiden und Dünen steht unter Naturschutz.
Die Pinnau mündet vor Pagensand
Um einen Überblick über die Marschländer zu bekommen, orientiert man sich am einfachsten an den Verläufen der Nebenflüsse zur Elbe. Hier konnten bis zur Errichtung moderner Sperrwerke im 20. Jahrhundert keine Deiche über den Fluss gebaut werden, und jenseits des Flusses begann also ein neues Marschland. Die Pinnau trennt so die Seestermüher Marsch von der von Haseldorfer Marsch (rechts im Bild).
Der Schwarztonnensand war ursprünglich ebenfalls eine Schlickbank, die bis 1968 nur bei Niedrigwasser sichtbar war. 1968 und 1969 wurde die Insel mit ausgebaggertem Sand aufgespült und steht heute unter Naturschutz
Ursprünglich wurde während der Baggerarbeiten 1969 eine feste Verbindung des Schwarztonnensandes mit dem landseitig gelegenem Asselersand hergestellt. Sie hielt nur ein Jahr bis sie von der nächsten Sturmflut wegspült wurde.
Der große Asselersand wurde von Elbe zu Elbe vollständig von der Ruhte umflossen
Auf dem Foto erkennt man beide Stromenden östlich des Schwarztonnensandes. Durch den heute quer über das Gebiet laufenden Deich wird nun der Sand unterteilt: In eine Fläche vor dem Deich und eine Binnendeichfläche. Trotz dieses „Handicaps“ steht das gesamte Gebiet des Asselersandes unter Naturschutz
Ein Stromsperrwerk verschießt heute den Ruthestrom
Das Sperrwerk ist Teil des Hochwasserschutzkonzeptes an der Tideelbe, das von der Staustufe Geesthacht bis zur Mündung des Flusses in die Nordsee infolge der schweren Sturmflut im Februar 1962 entwickelt wurde. Auf dem Foto erkennt man den Verlauf des neuen Deiches bis nach Wischhafen. Dort beginnt das Gleitufer, und der Deich kann etwas zurückweichen.
Westlich der Rhinplate verläuft das Hauptfahrwasser der Unterelbe, östlich verläuft die Glückstädter Nebenelbe
Die vor Glücksstadt liegende Elbinsel Rhinplate war ehemals eine kleine natürliche Sandbank, die in den 1950er Jahren durch Sand vom Ausbaggern der Fahrrinne der Unterelbe vergrößert wurde. Rhinplate und Nebenelbe sind heute als Natura-2000-Gebiet ausgewiesen und unter Naturschutzgebiet gestellt.
Die Glückstädter Nebenelbe
Insbesondere dort, wo der Fluss noch nicht den Anforderungen der Seeschifffahrt entsprechend bautechnisch beeinträchtigt worden ist, sind weiterhin naturnahe Flusslandschaften anzutreffen. Es sind dies etwa die Binnenelben bei Haseldorf, Pagensand, entlang des Schwarztonnensandes oder wie Hier im Bild der entlang der Insel Rhinplate
Röhrichte und Auenwälder Vorlande wachsen an der Glückstädter Nebenelbe
Das Natura-2000-Projekt Elbeästuar ist ein europaweites Konzept zu Entwicklung der Naturschutzgebiete. Es wird für die Elbe von den Ländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg in einem gemeinsamen Konzept für die Elbe weiterentwickelt. Die Auenwälder der Vorlande und an der Nebenelbe stehen deshalb unter dem besonderen Schutz der EU.
Grünlandgebiete unter Tideeinfluss am Sturmflutsperrwerke der Stör bei Glückstadt
An den Elbenebenflüssen Pinnau, Krückau und Stör werden die Wiesen zweimal täglich von der Flut umspült, es sind Grünlandgebieten unter Tideeinfluss. Sturmflutsperrwerke werden-wie der Name verrät – nur bei Sturmflut geschlossen. Die feuchten Wiesen sind wichtige Vogelschutzgebiete und Natura 2000 Gebiete.
Vor dem Auenwald der Rhinplate steht ein Elbfischer
Das Fischerboot ähnelt einem Krabbenkutter – ist aber keiner. In die Netze werden vom Tidestrom Fische hineingetrieben, sowohl bei Ebbe als auch im Flutwasser. Niemand ist an Bord, denn der Kutter ist verankert, und wird betreten, um die Fische aus den Netzen zu holen
Die Festungsstadt vom Reißbrett: Glückstadt
Glückstadt liegt nur etwa 50 Kilometer von der Elbmündung in die Nordsee entfernt. Christian IV. ließ diese Siedlung anlegen und verlieh das Stadtrecht. Das Marschland und wurde erst bis 1615 mit dem weitläufigen Bau von Deichen bewohnbar gemacht. Der König von Dänemark und Norwegen sowie Herzog von Schleswig und Holstein bedrohte von der neu errichteten Stadt mit seiner Zollpolitik Hamburgs Handel.
Jahrhundertelang betrachteten die Dänen Hamburg als eine dänische
Krieg und Frieden wechselten daher stetig, und den Bemühungen Hamburgs um die Anerkennung als freie Reichsstadt traten die Dänen entschieden entgegen. König Christian IV. setzte den Hamburgern über Jahrzehnte hinweg zu. Für das bürgerliche und städtische Gemeinwesen kannte er nur Geringschätzung.